Zwischen März und April bereiste Patric Schindler, Travel Expert Afrika bei Dreamtime, auf einer erlebnisreichen Reise Uganda und begab sich auf für ihn völlig neues Terrain. Er erkundete die Welt der Gorillas, flog über atemberaubende Nationalparks und wanderte durch den Dschungel. Begeistert ist er aus der Traumdestination zurückgekehrt und dies bestimmt nicht zum letzten Mal!
Trotz gegenteiligem Wunsch meiner Frau, weigerte ich mich seit Jahren standhaft, nach Uganda in die Ferien zu fliegen. Ich hatte ziemliche Vorurteile. Affen haben mich noch nie fasziniert. Bis jetzt habe ich diese meist als lästige kleine Diebe beim Campen wahrgenommen. Ich habe Probleme mit heissen Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit. Ich liebe einsame Wüsten und Steppen und vermeide, wenn immer möglich grosse Menschenansammlungen. Ich werde ungern belästigt und an jeder Ecke angesprochen. Daher bin ich alles andere als begeistert, als mich meine Frau (Managing Director Dreamtime SG) für meine erste Studienreise nach Uganda eingeschrieben hat. Es kam jedoch ganz anders und ich musste (fast) alle meine Vorurteile über Bord werfen.
Schon der Flug von Zürich via Amsterdam und Kigali nach Entebbe war abenteuerlich. Wegen eines verspäteten Abflugs habe ich in Amsterdam nur 45 Minuten Zeit zum Umsteigen. Das bedeutet für mich vorbeirennen an langen Warteschlangen vor dem Zoll, reinquetschen bei der Schlange vor dem Check-In – völlig nassgeschwitzt erwische ich den Flug noch ganz knapp – ich hasse Joggen am Morgen.
Abends Ankunft in Entebbe, Uganda. Der Flughafen befindet sich im Umbau. Die Ankunftshalle ist geschlossen und der Ankunftsbereich daher ins Freie verlegt worden. Es ist feuchtheiss, überall warten Menschen auf ankommende Reisende, es gibt nur eine ungenügende Beleuchtung, Chaos pur. Warten ist das Motto. Nach längerer Zeit findet sich unsere Reisegruppe dann doch noch zusammen. Eine Mitreisende vermisst ihren Koffer, es dauert nochmals eine geschlagene Stunde, bis die Vermisstenanzeige aufgegeben ist. Wir werden völlig übermüdet ins Hotel gefahren, bekommen noch einen kleinen Snack und sind, nach einem kurzen Briefing, morgens um halb zwei endlich in unseren Betten.
Nach 3 ½ Stunden Schlaf werde ich geweckt und lerne meine Mitreisenden bei Tag kennen. Zehn Damen, und ein Herr, aus allen Teilen Europas zusammengewürfelt. Vom Luxus-Reisebüro bis zum Alternativ Reisen Anbieter ist alles vertreten. Die jüngste Teilnehmerin ist 19, die älteste 62. Das wird spannend. Ausgeschlafen sieht nach dieser kurzen Nacht niemand aus. Die Stimmung ist trotzdem freudig gespannt.
Wir fahren nur wenige Minuten bis zum Hafen von Entebbe, steigen auf ein Motorboot um und werden über den Lake Victoria zu den Mabamba Sümpfen gefahren. Wir steigen auf kleinere Boote um und beginnen unsere erste Exkursion, am Ufer entlang zu den Sümpfen, in denen wir die berühmten Schuhschnabel Vögel suchen. Auch wenn ich kein ausgewiesener Vogelliebhaber bin, die Vielfalt an bunten, völlig unterschiedlichen Vögeln ist enorm und fasziniert mich. Bis wir schliesslich auf die gesuchten Schuhschnabel Vögel treffen, müssen unsere Bootsführer jedoch noch hart arbeiten. Im Sumpf ist der Wasserstand niedrig, daher müssen sie immer wieder aussteigen und die Boote schieben. Unser Boot hat, dank mir, etwas mehr Tiefgang als das andere und so bin ich versucht, selbst auszusteigen und zu schieben, kann mich jedoch zusammenreissen und habe ein etwas schlechtes Gewissen dabei. Zum Glück können Sie uns diese «hässlichen» Vögel dann doch noch zeigen und haben daher die harte Arbeit nicht umsonst gemacht.
An Land angekommen, teilen wir uns auf zwei Safari Land Cruiser auf. In diesen werden wir die nächsten Tage durch Uganda kutschiert. Für mich eine Überraschung. Die Fahrzeuge sind praktisch neu. Man hat genügend Beinfreiheit, die Sitze sind bequem und es gibt sogar einen WLAN-Hotspot in den Fahrzeugen. Unser Fahrer kümmert sich sehr gut um seine Passagiere und stattet das Fahrzeug mit allerlei Knabbereien und Süssigkeiten aus. Mit 5 Damen in einem Fahrzeug zu reisen hat seine Vorteile – selbst längere Etappen werden nicht langweilig, da immer über irgendetwas diskutiert wird. Hahn im Korb zu sein zu dürfen ist auch nicht schlecht, ich habe es genossen.
Wir fahren Richtung Südwesten zum Lake Mburo NP. Dabei überqueren wir den Äquator, wo uns der erste Touristenhype erwartet. Alle springen über die Linie, welche den Äquator markiert. Auch wird uns gezeigt, dass sich der Strudel in einem ablaufenden Wassergefäss auf der Südhalbkugel auf die andere Seite dreht als im Norden der Linie. Lustiger Trick. Die Einheimischen amüsieren sich köstlich, dass viele Touristen diesen Schmäh glauben. Schon bald sind wir alle von der farbigen Umgebung und dem quirligen Leben entlang der Strasse fasziniert. Die Einwohner Ugandas sind ein fröhliches und freundliches Volk. Auf und an der Strasse wird überall Handel betrieben. Im Südteil Ugandas werden gigantische Mengen an Bananen angebaut. Allein dem Transport der Bananenstauden zuzuschauen ist schon eindrücklich. Nur selten werden diese mit Lastwagen transportiert. Meist werden Motor- und Fahrräder bis an ihre Belastungsgrenzen überladen. Ein Spektakel.
Im Lake Mubro NP angekommen, sehen wir als erstes die berühmten Langhornrinder (Anchole Rinder). Den relativ kleinen Rindern wurden gigantische Hörner gezüchtet. Sie sehen in den riesigen Herden sehr eindrücklich aus. Wir erfahren, dass die Hörner relativ leicht sind und im Innern eine Wabenstruktur aufweisen, welche bei heissen Temperaturen das Gehirn der Rinder abkühlt! Ein angetrunkener Rinderhirte ist gar nicht glücklich, dass wir einfach so Fotos von seinen Rindern machen. Unser Fahrer verhandelt mit ihm und kann sich nicht einigen, da der Hirte eine absurde Summe für unsere Fotos verlangt. Mit einem Stock «bewaffnet» rennt der Hirte unseren Fahrzeugen hinterher – ungewöhnlicher Empfang.
Der kleine, sehr reizvolle Park gefällt uns auf Anhieb. Die Gegend ist abwechslungsreich. Auf der einen Seite ist der schöne See mit einer enormen Artenvielfalt, die andere Hälfte wird von einer Steppe mit vielen Antilopenarten und Zebras beheimatet. Klein, aber sehr empfehlenswert.
Wie immer auf unserer Studienreise fällt die Weiterreise auf den Sonnenaufgang. Einige Mitreisende haben jetzt schon etwas Motivationsschwierigkeiten. Ich bin froh, dass mir das leicht fällt und ich kein Morgenmuffel bin.
Je länger die Fahrt dauert, desto schöner wird die Umgebung. Wir nähern uns dem Kabale - Kisoro Gebiet. Diese Gegend wird dominiert durch die eindrucksvolle Kette der Virunga Vulkane. Davor erstreckt sich eine hügelige Gegend, die üppig grün ist. Das Ganze wird noch gekrönt durch die vielen Seen, welche glasklar sind und zum Schwimmen einladen. Ich habe auf meinen Reisen selten eine schönere Gegend gesehen. Wir halten bei strahlendem Wetter in Kisoro und wandern über die Hügel zum Lake Mutanda. Trotz Empfehlungen der Reiseleitung nehme ich bei dem schönen Wetter keinen Regenschutz mit, was sich eine Viertelstunde später bitter rächt. Es giesst wie aus Kübeln und die, welche es besser wussten, werden bis auf die Knochen nass. Am See angekommen warten Bootsführer mit Einbäumen auf uns. Vorsichtig entern wir die kippligen Gefährte und lassen uns über den See paddeln. Bei der Stille lässt sich diese einmalige Natur besonders geniessen. Da ein Sturm aufzieht und er Himmel immer dunkler wird, müssen wir leider schon nach 40 Minuten wieder anlanden und nach einer kurzen Wanderung treffen wir auf unsere Fahrer. Die Bewohner dieses kleinen Dörfchens sind sich keine Touristen gewöhnt und das ganze Dorf versammelt sich, um uns zu bestaunen. Immer mit genügend Abstand; schliesslich kann man nie wissen, was Touristen alles anstellen…
Wir fahren weiter in den Bwindi Impenetrable Forest, wo wir am nächsten Tag zu den Gorillas wandern werden. Die gebirgige Landschaft, durch die wir fahren, verschlägt uns die Sprache. Die Naturstrassen sind teils eng und durch den Regen sehr rutschig. Unsere Lodge ist zuoberst auf den Bergrücken gebaut. Nach der späten Ankunft erwartet uns ein spektakuläres Panorama. Die 8 Vulkane sehen aus wie hingemalt. Aus einem steigt sogar Rauch. Während meine Reisebegleiterinnen sich ans Auffrischen fürs Abendessen machen, sitze ich allein auf der Terrasse und kann bei einem Gin Tonic diese traumhafte Abendstimmung geniessen.
Früh morgens im Dunkeln wieder Tagwache und Frühstück. Danach trifft sich die Gruppe an der Ranger Station beim Parkeingang. Hier bekommen wir eine Schulung, wie das Gorilla Trekking genau abzulaufen hat. Der Standort der Gorillafamilien ist durch die Ranger und Waldarbeiter, welche schon lange auf den Beinen sind, bekannt. Nach der Intensivschulung werden wir in 2 Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe darf aus maximal 8 Personen bestehen. Wir werden eingeschätzt und in trainierte und in weniger trainierte sortiert. Das ich in die sportliche Gruppe eingeteilt werde, sollte sich noch rächen. Die uns zugeteilte Gorillafamilie hält sich zuunterst auf der Talsohle auf. Das bedeutet, dass wir zuerst 700 Höhenmeter einen steilen Wanderweg hinunter kraxeln müssen. In der Talsohle angekommen, liegt die Temperatur bei 33° Celsius und die Luftfeuchtigkeit bei 100%. Mir geht’s miserabel. Ich bringe diese schwüle Hitze nicht aus dem Körper raus und habe das Gefühl, gekocht zu werden. Der Schweiss sprudelt aus mir heraus, es ist wie unter einer Dusche. So etwas habe ich noch nie erlebt. Endlich sehen wir die ersten Gorillas mitten im Dickicht. Ab jetzt haben wir gestoppt genau 60 Minuten Zeit, um diese faszinierenden Wesen zu beobachten. Leider haben wir Pech und unsere Gruppe ist sehr aktiv. Wir müssen mehrere Male den Fluss durchqueren. Unsere Damen werden über den Fluss getragen! Als unsere Begleiter das mit mir machen wollen, kommt mein Humor dann doch wieder zurück. Wir amüsieren uns köstlich. Auch zu viert hätten die netten Träger ziemlich was zu schleppen gehabt. Ich ziehe die Wanderschuhe aus und wate barfuss durch den Fluss. Das Wandern im Dschungel ist auch sonst nicht ohne.
Um zu verstehen, was eine solche Dschungeltour bedeuten kann: Stellen Sie sich einfach im Hochsommer bei brütender Hitze nach einem heftigen Regen in einem dichten Wald in das grösstmögliche Brombeerfeld und versuchen Sie, dies in möglichst gerader Richtung zu durchqueren…
Trotz allem ist das Treffen mit den Riesenaffen eindrücklich. Nach dieser Stunde hoffen wir, mit einem Fahrzeug in der Nähe abgeholt zu werden. Irrtum. Wir dürfen bei strömendem Regen die 700 Höhenmeter wieder hinaufkraxeln. Mein Energielevel ist auf null und ich werde schon fast dramatisch und erkläre dem Guide, er solle mich hier zurücklassen. Zum Glück hat eine Kollegin einige Beutel mit isotonischem Pulver dabei. Das wirkt Wunder und mit neu erlangter Energie nehmen wir den Aufstieg in Angriff. Völlig ausgepumpt, mit schweren Beinen und nass bis auf die Knochen, erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang die Lodge. Wir waren gute 8 Stunden unterwegs. Die Gruppe mit den etwas weniger fitten Teilnehmern erwartet uns schon, grinsend mit einem Drink in der Hand auf der Hotelterrasse. Sie haben die Gorillas auf einer «einfachen» 5stündigen Stunden Tour ebenfalls entdeckt und sind völlig entspannt zurückgekehrt. Unsere Tour Leiterin meint, dass wir jetzt noch ein Hotel besichtigen sollten. Gemeinsam weigern wir uns und wollen nur noch unter die heisse Dusche. Meine neu gekauften, super atmungsaktiven und trotzdem komplett durchnässten Wanderschuhe lasse ich in der Nähe der Feuerstelle trocknen. Während des Abendessens meint es eine Lodge Mitarbeiterin beim Zimmer aufräumen nett und stellt die Schuhe noch etwas näher ans Feuer auf eine heisse Metallplatte. Nach dem Abendessen dann die Überraschung. Als ich zurück ins Zimmer komme, kokeln meine neuen Wanderschuhe friedlich vor sich hin und die Sohle hat sich schon vom Schuh gelöst. Freude herrscht.
Viel zu früh müssen wir wieder aus den Federn. Nach dem Frühstück werden wir zum Ausgangspunkt unserer 3stündigen Wanderung gefahren . So richtig Lust zum Wandern hat heute niemand. Der Muskelkater, auch bei den sehr gut trainierten Reiseteilnehmern, ist noch zu intensiv und wird auch noch zwei bis drei Tage anhalten. Die Wanderung entpuppt sich dann doch als wirklich leicht. Auf einem offiziellen Waldweg, welcher auch von den Einheimischen benutzt wird, geht es locker vorwärts bis nach Buhoma, dem Hauptausgangsort für das Gorillatrekking in dieser Region. Die Wanderung auf den breiten Wegen erinnert uns eher an eine Waldwanderung im Tessin als an ein Dschungel-Trekking.
In Buhoma dürfen wir eine Vielzahl von unterschiedlichen Unterkünften besichtigen. Hier bestätigt sich eines meiner Vorurteile. Viele der Unterkünfte haben nicht den Standard, welche sich unsere Kundschaft gewohnt ist. Teils sind die Unterkünfte recht alt, viele sind düster, einige wirken etwas modrig, manche auch ungepflegt. Trotzdem finden wir auf unserem Tripp die eine oder andere sehr empfehlenswerte Lodge.
Ich lerne: Bei der Planung einer Uganda Reise müssen wir betreffend der Auswahl der Unterkünfte besonders vorsichtig sein.
Nach dem Mittagessen fahren wir die 90 km zum Queen Elisabeth National Park. Die Fahrt beginnt mitten im Dschungel und nur 2 Stunden später und einige hundert Höhenmeter tiefer, sind wir in einer komplett anderen Umgebung. Die vielfältigen Ökosysteme des Queen Elizabeth Nationalparks, darunter ausgedehnte Savannen, schattige Wälder, glitzernde Seen und fruchtbare Feuchtgebiete, machen ihn zum idealen Lebensraum für klassisches Grosswild, 10 Primatenarten, darunter Schimpansen, und über 600 Vogelarten. Vor der Kulisse des zerklüfteten Ruwenzori Gebirges bietet der Park Dutzende von Kratern, welche dramatisch in sanfte grüne Hügel eingebettet sind. Von Panorama-Aussichtspunkten kann man auf den 36 Kilometer langen Kazinga-Kanal sehen, wo sich Flusspferde, Büffel und die berühmten, auf Feigenbäume kletternden Löwen aufhalten.
Auch wenn wir die kletternden Löwen nicht zu Gesicht bekommen und wir etwas Pech mit Tiersichtungen haben, ist das einer der landschaftlich schönsten Parks, welchen ich in Afrika je besuchen konnte. Neben der sehr abwechslungsreichen Steppe mit den tausenden Bauminseln ist im Hintergrund oft das gigantische Gebirge sichtbar, was zusammen das perfekte Fotomotiv ergibt. Da reicht auch eine kleine Elefantenfamilie, um das Fotografenherz schneller schlagen zu lassen.
Die Auswahl unserer heutigen Unterkunft ist etwas unglücklich. Diese ist doch schon stark in die Jahre gekommen, die Zimmer hätten dringend eine Auffrischung nötig und die Gartenanlage wird schon seit Jahren nicht mehr gepflegt. Das Buffet am Abend ist dann leider auch entsprechend, sehr minimalistisch. Trotzdem, die Matratzen sind bequem und wir freuen uns auf etwas Erholung.
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Game Drive zum Anfang des Tages. Kurz vor dem Sonnenaufgang geht’s los. Spektakuläre Aussichten erwarten uns. Gelichzeitig fahren wir zum Kazinga Channel, einer Wasserverbindung zwischen dem Lake Edward und Lake George. An den Ufern dieses Kanals sehen wir bei einer entspannenden Bootsfahrt hunderte Flusspferde mit ihren Babys, Elefanten, Büffel und eine Vielzahl von Antilopenarten. Alle Tiere müssen hierherkommen, um frisches Wasser trinken zu können, da es auf dem vulkanischen Untergrund kein Grundwasser und daher kaum Wasserquellen gibt. Gleichzeitig wird er Kanal auch von vielen Fischern genutzt. Ein faszinierender Anblick. Übernachten dürfen wir diesmal in einer sensationell gelegenen Krater Lodge. Der Ausblick auf den Krater ist atemberaubend. Die Zimmer sind riesig und das Management sehr engagiert und freundlich.
Halleluja, wir dürfen eine Stunde länger schlafen. Die Reise war bis jetzt enorm anstrengend. Jeder Tag unserer Studienreise beginnt bei Morgengrauen und endet erst im Dunkeln. Dazwischen haben wir keine ruhige Minute. Wir sind alle übermüdet und müssen vorsichtig sein, dass die gute Stimmung nicht kippt. Daher verlangen wir von der Reiseleiterin etwas mehr Ruhezeit, was wiederum nicht zu einem entspannten Reiseklima beiträgt. Heute fahren wir Richtung Kibale National Park. Dieser ist bekannt für seine Schimpansen Trekkings.
Unser Bargeld wird langsam knapp, da wir Verpflegung für die langen Etappen kaufen und Trinkgelder zahlen, sollten wir irgendwie zu Uganda Schillingen kommen. In einer kleinen Stadt wollen wir das Geld wechseln. Ich habe in weiser Voraussicht extra viele kleine Dollarnoten mitgenommen. Die nette Dame am Schalter informiert mich, dass Sie nur NEUE 100$ Scheine wechselt. Schön, dass ich das jetzt auch weiss. Die Hälfte unserer Gruppe hatte ähnliche Gedankengänge wie ich gehabt und ebenfalls nur kleine Noten mitgenommen. Es beginnt unter den Reiseteilnehmern ein lustiges Pump-Spiel. Wer kann wem wieviel Bargeld ausleihen.
Gleichzeitig müssen wir bei einem unserer Safari Fahrzeuge einen Teil der Bremsanlage wechseln lassen. Wir haben mit stundenlangem Warten auf die Ersatzteile gerechnet. Weit gefehlt. Unser Fahrer ruft kurz bei einem Bekannten an und schon eine Viertelstunde später kommt ein Junge mit einem Paket Ersatzbremsbacken angeradelt. Das klappt prima, der Einbau mitten auf dem Marktplatz funktioniert ebenfalls hervorragend und wir fahren nach nur einer Stunde weiter.
Wir sind kurz nach dem Mittag beim Eingang zum Nationalpark und unternehmen eine leichte Wanderung durch das Sumpfgebiet des Bigodi Wetland Sanctuary. Ein sehr empfehlenswerter Ausflug. Auf den Weg durch das Sumpfgebiet wurden Holzbohlen verlegt, so lässt es sich, mindestens ausserhalb der Regenzeit, einfach wandern. Es ist herrlich diesen Sumpf zu erkunden. Wir beobachten viele unterschiedliche, teils wunderschöne Affenarten, Vögel und diverse Kriechtiere. Danach besichtigen wir wieder einige Hotels. Hier entdecken wir die eine oder andere Perle. In einer Unterkunft thronen die Zimmer fast hundert Meter über einem traumhaften Kratersee. Einige Lodges trumpfen mit wunderbar üppigen Gärten auf. Wieder eine andere Lodge besticht durch einfache, saubere und moderne Zelte mitten im Dschungel. Diese Lodge ist dazu noch erstaunlich günstig. So langsam entsteht in meinem Kopf eine wunderbare Uganda Rundreise mit tollen Übernachtungsmöglichkeiten. Unsere Lodge liegt nur 10 Gehminuten vom Parkeingang entfernt. Diese Unterkunft werde ich, trotz ihrer hervorragenden Lage, unseren Kunden künftig mit der nötigen Vorsicht empfehlen. Als ich mein Zimmer betrete, bin ich etwas geschockt. Dieses ist sehr einfach eingerichtet und steht mitten im Busch. Es hat keinerlei Deko an den Wänden, ist Innen düster und mit Schimmelpilzbefall in den Ecken befallen. Auch die Betten sind feucht. Gemütlich ist anders. Als unsere Gruppe sich beim Essen trifft, stellt sich heraus, dass zwei Personen unserer Gruppe in vergleichbaren Standardzimmern einquartiert sind (logisch wir zwei Männer). Der Rest nächtigt in den Luxury Rooms. Diese stehen auf Lichtungen, sind fast doppelt so gross, hell und sauber. Wir müssen den Damen erst die Zimmer zeigen, da Sie uns nicht glauben.
Der heutige Tag stellt sich für mich als Höhepunkt der Reise dar. Das Prozedere vor der Exkursion ist dasselbe wie bei den Gorillas. Zuerst das Briefing mit den Ranger, dann werden wir in kleine Gruppen aufgeteilt und los geht’s. Mit dem Unterschied, dass hier der Dschungel mehr unseren Wäldern gleicht. Es ist weniger dicht bewaldet als der Bwindi Park, nicht so steil, die Luftfeuchtigkeit ist erträglich und wir haben die bessere Weitsicht im Wald. Urplötzlich stehen wir nach einer Stunde mitten in einer 40köpfigen Schimpansen Familie und das «Affentheater» beginnt. Die kommende Stunde habe ich als puren Adrenalinrausch in Erinnerung. Diese Affen sind erschreckend menschlich. Sie rennen laut schreiend an uns vorbei und erschrecken uns dabei absichtlich. Danach geben Sie uns eine richtige Vorstellung. Sie putzen sich die Zähne, streiten miteinander, wälzen sich entspannt am Boden, geniessen die Sonnenstrahlen, die durch das Laubdach fallen und geniessen sogar die Selfies mit uns. Das Ganze im Abstand von wenigen Metern. (Der vorgeschriebene Sicherheitsabstand wird von den Affen nicht eingehalten). Die ganze Show hat eine komplette Stunde gedauert. Sensationell. Unsere Rangerin meint, dass dies nicht alltäglich sei und Sie sowas selten erlebt habe. Hier sind wir mittendrin, wogegen wir bei den Gorillas nur dabei waren.
Die heutige Etappe würde mindestens 6,5 h Fahrzeit bedeuten. Dank dem Organisator unserer Studienreise bekommen wir einen Flug spendiert und sind (inkl. Anreise zum Flughafen, Wartezeit am Flughafen, Flug und Transfer zum Hotel) schon nach 5,5 h an unserem Ziel. Wahnsinnig viel hat’s nicht gebracht. Es war jedoch eine sehr nette Geste. Wir hatten die Möglichkeit, im Kleinflieger einen wunderbaren Ausblick auf die spannende Kraterlandschaft geniessen zu können.
In der Bakers Lodge angekommen, erwartet uns ein kleiner Imbiss. Hier werden wir die nächsten zwei Tage verbringen. Unter schönen, alten Bäumen werden wir an weiss gedeckten Tischen sehr gepflegt bewirtet. Diese Unterkunft ist auf dem Stand einer guten Safari Lodge in Tanzania oder Botswana. Schon am Nachmittag fahren wir in den Park. Wir müssen dabei mit einer Fähre den Nil überqueren. In der Hochsaison gibt er hier öfters einen ziemlichen Stau von Safarifahrzeugen. Die Ugander bauen an einer Brücke, welche 2020/21 in Betrieb genommen werden soll. Dieser Park überrascht mir seiner palmengesprenkelten Savanne. Der Untergrund besteht teilweise aus rotem Sand, ähnlich der Kalahari. Dominiert wird der Ausblick immer wieder mit einem herrlichen Panorama auf den Nil. Leider ist es am Nachmittag sehr heiss und wir sehen nur wenige Tier. Abends haben wir das erste Mal auf dieser Reise 2 Stunden zur freien Verfügung vor dem Abendessen. Der Grossteil der Reiseteilnehmer nutzt diese Zeit, um sich zu pflegen oder ein Stündchen aufs Ohr zu hauen. Die Lodge verfügt über einen grossen Pool, mit Ausblick auf den Nil. Ich organisiere mir ein kühles Bier und kann ganz allein den Pool geniessen, entspannen und einige Runden schwimmen. Wow, sowas hat mir gefehlt.
Dieser Tag hat es wieder in sich. Nach einem kleinen Frühstück fahren wir bei Sonnenaufgang mit dem Boot nilabwärts zum Lake Albert. Wir beobachten dabei grosse Flusspferdfamilien, sehen haufenweise wunderbar farbige Vögel und grosse Fischadler, um schlussendlich im Lake Albert den einheimischen Fischern bei ihrer Arbeit zusehen zu können. Wir werden im Park abgesetzt, wo zwei Fahrzeuge entern und wir einen abwechslungsreichen Game Drive unternehmen können. Es erwartet uns ein Löwenrudel mit Nachwuchs. Diverse Elefantenfamilien, Herden von Zebras, Büffel und Antilopen ziehen an uns vorbei. Als Höhepunkt für uns, meist erfahrenen Afrikareisenden, entdecken wir eine Herde Rotschild Giraffen mit ca. 150 Tieren. Als diese Herde davonrennt, ist das ein aussergewöhnlicher Anblick. Die jüngeren Teilnehmer, welche das erste Mal in Afrika sind, begreifen nicht, weshalb wir bei diesem Anblick so freudig aufgeregt reagieren. Sie hätten lieber noch etwas länger die Löwenbabys beobachtet. Wir fahren zurück zur Lodge, wo schon ein Mittagessen auf uns wartet. Wir freuen uns auf eine kleine Pause nach dem Essen und werden enttäuscht. Wir werden wieder auf ein Schiff verfrachtet, welches uns jetzt gegen den Strom zu den Nilfällen bringen soll. Leider ist derzeit der Wasserpegel sehr tief. Daher sind die Fälle nicht ganz so dramatisch, wie wir sie uns vorgestellt haben. Wir werden unterhalb der Fälle abgesetzt und dürfen die Felsen neben den Wasserfällen hochklettern. Beim Zufluss zu den Fällen kommen wir dann noch in den Genuss einer kühlenden Gischt. Unsere Safarifahrzeuge bringen uns schliesslich zurück zur Lodge. In der Dunkelheit erreichen wir diese ziemlich ausgepowert. Wir haben 15 Minuten Zeit, bevor das Abendessen serviert wird. Das anschliessende Feierabendbierchen fällt dann sehr kurz aus, da wir alle hundemüde sind.
Und wieder erwartet uns ein anstrengender Tag, welcher uns zurück nach Entebbe bringt. Unterbrochen wird die lange Fahrt in der Ziwa Rhino Sanctuary. Als wir ankommen, werden wir schon von einer Gruppe Ranger erwartet. Umsteigen auf deren 4x4, nach 5 Fahrminuten aussteigen, Kamera bereit machen und loswandern. Wir sind gespannt, wie lange wir nach den Nashörnern suchen müssen und sind etwas enttäuscht, weil uns die Ranger keine 5 Gehminuten von den Tieren ausgeladen haben. Wir können zu Fuss bis ca. 40 Meter an die Tiere herangehen. Fotos schiessen und wieder ab auf das Fahrzeug. Tja, abenteuerlich geht anders. Das Erlebnis erinnert uns stark an einen Zoobesuch. Nach einem sehr gut gemeinten Mittagessen (je eine riesige Lasagne pro Person) geht die Fahrt weiter nach Kampala. In einem Vorort von Kampala bleibt unser Fahrzeug wieder mit einer Panne stehen. Das Fahrzeug überhitzt und wir müssen es abkühlen lassen. Wir schauen uns etwas um und sind wieder einmal von dem quirligen Handel um uns begeistert. Ein Möbelladen stellt jeden Tag 10 riesige, dunkle Lederpolstergruppen zur Ansicht vor die Türe, nur um sie dann abends wieder ins Geschäft reinzuschleppen. Überall finden sich farbige Telefonanbieterhäuschen, in denen man die Pre-Paid Karte aufladen kann. Diese sind je nach Anbieter rot, gelb oder blau und haben die Grösse eines Toi Toi WC’s. Diese Häuschen prägen vielerorts das Stadtbild und sind doch etwas gewöhnungsbedürftig. Als der Motor unseres Fahrzeuges wieder abgekühlt ist, fahren wir mitten in die Millionenstadt. Ein Kenner Ugandas hat diese Grossstadt mit “Kampala, das freundliche Drecksloch” betitelt und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Für uns ein wildes Durcheinander. Tausende Lieferwagen, Motor- und Fahrräder, Fussgänger ohne Ende, überall kleinere und grössere Läden. Farbig, laut, stinkig, jederzeit freundlich und absolut faszinierend. Diese Stadt würde ich mir gerne etwas genauer ansehen.
Wir haben jedoch wie immer unseren dicht gedrängten Zeitplan und fahren ohne zusätzlichen Halt quer durch die Metropole und weiter auf einer neuen, sehr gut ausgebauten Autobahn nach Entebbe. Dort werden wir in ein Hotel gefahren und haben Zeit, um zu duschen und uns für den Rückflug umzuziehen. Nach dem Abendessen fahren wir zum Flughafen. Da wir noch etwas Zeit bis zum Abflug haben, verteilt sich unsere Gruppe in sämtliche Duty Free Läden. Kurz vor Abflug kommt nochmals richtig Hektik auf. Dieser wurde kurzfristig um 45 Minuten vorverlegt. Wir sprinten durch alle Läden um unsere Mitreisenden, welche denselben Flug erwischen müssen, zusammen zu trommeln. Am Schluss dieser abenteuerlichen Reise liegen sich einige Teilnehmer zum Abschied heulend in den Armen. Trotz eines sehr engen Programms und einer enorm anstrengenden Reise konnten wir die Stimmung in unserer Gruppe bis zum Schluss aufrechterhalten.
Der Heimflug verläuft dann ohne irgendwelche Zwischenfälle und ich komme via Amsterdam gegen Mittag in Zürich an.
Dieses Land ist Multicolor 3F - farbig, fröhlich, freundlich. Für Afrikaliebhaber ein unvergleichlicher Genuss. Unglaubliche Ausblicke auf Traumkulissen, abwechslungsreiche Safaris, tiefe Dschungel, eindrückliche Krater, viele Seen- und Flusslandschaften. Landschaftlich äusserst abwechslungsreiche Tierparks. Sehr freundliche Einwohner. Diese sind, auch zu den meist weiblichen Mitreisenden, nie aufdringlich geworden. Aktiv-Urlaub ist hier ein Muss. Man sitzt nicht nur im Fahrzeug und lässt sich rumkutschieren. Wandern und Kanufahren runden die Reisen ab und machen diese vielfältig und attraktiv. Besuchen Sie auch einen der vielen Märkte, es lohnt sich. Das Essen ist meist gut bis sehr gut. Es gibt viel frische Früchte und Gemüse. Das Fleisch hat eine gute Qualität.
Der Service in vielen Lodges erreicht meist nicht ganz den Standard, welchen man sich von den Ländern im südlichen Afrika wie auch in Tanzania und Kenya her gewohnt ist. Uganda ist im Allgemeinen ein teures Reiseland. Souvenirshops bieten für Touristen meist nur «Ramsch» an. Gute Verpflegungsmöglichkeiten gibt es nur in grösseren Städten. Selber zu fahren, empfehle ich nur «Reiseprofis». Auch als Campingdestination finde ich Uganda weniger geeignet, obwohl sich viele Campingplätze an bester Lage befinden. Diese sind jedoch hauptsächlich für geführte Campingtouren gedacht. Für Privattouren fehlt es an geeigneten Fahrzeugen mit Campingausrüstung und auch die Einkaufsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Meist bekommt man nur Grundnahrungsmittel. Einkaufszentren gibt es im ländlichen Uganda keine.
Wegen dem, in vielen Teilen des Landes, schlechten Strassenzustand, den miserablen Strassen und Beschriftungen sowie dem chaotischen Verkehr, rate ich zu geführten Touren.
Eine Traumdestination, die sich lohnt zu bereisen und einiges mehr zu bieten hat als nur einen Kurztrip zu den Berggorillas. Ich empfehle 2-3 Wochen Zeit einzuplanen. Es lohnt sich.
April 2019